Hier wird gefeiert, vor allem die Malerei; das Ganze: ein Drahtseilakt. Der Absturz scheint einkalkuliert, aber mit traumwandlerischer Sicherheit wird das Wagnis zu einem barock-anarchischen Wellenritt weiblichen Selbstbewusstseins, ebenso vital wie virtuos.
Janina Roider mischt die Malerei auf und präsentiert in expressivem Duktus und unter Einbeziehung aller technischen Möglichkeiten auflösende Form und berauschende Farbe, hochkomplexe Struktur, Komposition und Oberfläche; eine kreative – im besten Sinne des Wortes: schöpferische – Explosion, die digitale Instrumente und perfekten Pinselstrich verschränkt. Das Rasen der Bilder aus Trash und kunsthistorischen Bezügen wirbelt kulturelle Codes und Muster mit souveräner Geste lustvoll durcheinander. Sich in Abstraktion auflösende Settings bieten den Figuren Möglichkeiten des Verschwindens und gleichzeitiger Befreiung: Die Künstlerin wählt für eine diesen Katalog begleitende Edition nicht umsonst die leichtfüßige Venus Botticellis, die der Muschel entsteigend von einer in die andere Welt transformiert wird.
Janina Roider verzichtet auf augenfällige Botschaften, vermeidet Kommentar und didaktische Hilfskonstruktionen, um sich ganz auf die formalen Möglichkeiten der Malerei zu konzentrieren und dabei scheinbar selbstverständlich Inhalte zu generieren. Das geschieht mit viel Humor und Witz, aber ohne Albernheit oder der Pointe wegen. Gender-Debatten werden wie andere gesellschaftspolitische nicht akademisch geführt, sondern direkt ver – bild – licht. Das Tempo, mit dem dies geschieht, ist atemberaubend – auch für den Betrachter. Wie es Roider gelingt, am Ende der Bilderflut uns zu zwingen, Aufmerksamkeit zu bündeln, innezuhalten und die leere Sprechblase der Super Woman selbst zu füllen, bleibt das Geheimnis der Künstlerin; ein Beweis für die hohe Qualität dieser Position allemal.
Die Konrad-Adenauer-Stiftung freut sich, Janina Roider durch das Trustee Programm EHF 2010 auf ihrem Weg begleiten zu dürfen. Wir wünschen der Künstlerin viel Erfolg und diesem dynamischen und inspirierenden Werk ein aufmerksames Publikum. Die Begegnung mit dem Original ist bei Janina Roider immer eine große Lust und ein großer Gewinn. Die Sprechblase kann auch aus diesem Grunde nur mit einem Wort gefüllt werden: YES!!!
Hans-Jörg Clement
Leiter Kultur der Konrad-Adenauer-Stiftung
Kurator und Geschäftsführer des Trustee Programms EHF 2010
